Es ist schon einige Zeit her, da hatte ich mit einer Designerin die Diskussion, ob und wie Google Texte ausliest, die nicht sofort auf der Webseite erscheinen, weil sie aus Gründen des Designs in Tabs oder Accordions versteckt sind.
Die Designerin war eine ganz Schlaue. Sie googelte einfach einen Text, der sich in einem zugeklappten Accordion verbarg, und bewies damit, dass Google diese Inhalte indiziert. Das einzige Problem an der Sache war, dass das auch nie jemand ernsthaft bestritten hatte. Wenn Inhalte indiziert werden, ist das angesichts der Masse an Konkurrenz zwar schon wertvoller als viele glauben, aber eigentlich ist es noch nicht einmal die halbe Miete. Der entscheidende Punkt bleibt eben, ob Inhalte, die auf den ersten Blick zu sehen sind, und Inhalter, die hinter einem Tab oder Accordion stecken, gleich bewertet werden.
Spoiler: Nein!
Aber der Reihe nach. Was sind eigentlich Tabs und Accordions, und warum werden sie genutzt?
Tabs sind gerade bei Online-Shops beliebt, weil sie Endlosseiten verhindern und (vermeintlich) Zusatzcontent oben halten. In der obigen Grafik sind dementsprechend die Inhalte für das Datenblatt, Bewertung usw. erst nach Klick auf das entsprechende Tab sichtbar.
Accordions hingegen finden oft bei FAQs Verwendung. Erst nach Klick auf die Frage, klappt sich das Accordion aus und die Antwort wird angezeigt.
Und, was macht Google jetzt?
Mein Favorite-SEO Alexander Rus hat vor Kurzem ein Video mit 7 SEO-Tipps zur Traffic-Steigerung gepostet und eben auch dazu geraten, Texte aus Tabs oder Accordions zu befreien. Basis dieses Ratschlags war unter anderem eine Langzeitstudie im Web: Long Term Hidden Text Experiment der SEO-Agentur Reboot Online.
Tabs, Accordions usw. lassen sich auf einer Webseite auf mehreren Wegen erzeugen. Die Gängigsten nutzten CSS und JavaScript. Reboot Online hat für seinen Langzeittest noch das HTML-Tag <textarea> untersucht, mit dem sich Text ebenfalls verbergen lässt.
Diese Aufgliederung war auch gar nicht so dumm, denn tatsächlich scheint die Methode einen Einfluss auf das Ranking zu haben:
Mit <textarea> verborgene Inhalte ranken zwar auch schlechter, als sofort zugängliche Inhalte, aber nicht signifikant schlechter – aber auf jeden Fall signifikant besser als mit CSS oder JavaScript verborgene Inhalte. Diese Inhalte landen auf der zweiten Ergebnisseite und damit im suchmaschinentechnischen Nirwana.
Warum verwenden dann so viele Tabs oder Accordions?
Wenn also die Quintessenz dieses Beitrags ist, dass es aus SEO-Sicht eine dumme Idee ist, Tabs oder Accordions zu verwenden, warum tun es dann so viele? Weil es durchaus Inhalte gibt, die für den ersten Blick nicht so wichtig sind, für interessierte User aber schon. Im Beispiel der Tabs wäre es das Tab “Datenblatt”. Dort befinden sich in diesem Fall alle technischen Daten zu der angebotenen Espressomaschine. So lange die wichtigsten im allgemeinen Beschreibungstext auch zu finden sind, macht dieses Tab Sinn. Die Bewertungen dagegen ebenfalls in einem Tab zu verstecken ist dann doch ein wenig dumm – saudumm, sogar.
Und seit jeder – also wirklich JEDER – dank ChatGPT oder Gemini innerhalb kurzer Zeit eine umfangreiche FAQ-Liste zu jedem x-beliebigen Thema generieren kann, sind FAQs im SEO nur noch für die größten Player überhaupt von Belang. Für die breite Masse an Webseiten haben sie “nur noch” denselben Zweck wie das Tab “Datenblatt”: Bereits auf der Seite gelandeten Usern weitere Informationen zu liefern.
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