Ein Gespenst geht um im SEO-Land, es trägt den Namen Google SGE. Wer künftig googelt, wird eine völlig neue Ergebnisseite (SERP) zu sehen bekommen. Noch hat Google SGE nicht ausgeliefert, aber lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis auch Google (viele) Suchanfragen nicht zuerst mit Werbung und dann der Liste von Webseiten beantwortet, sondern versucht mittels KI eine direkte Antwort auf die Frage des Suchenden gibt. Wer sich das nicht genau vorstellen kann, sollte der Google Konkurrenz Bing einen Besuch abstatten, wo auf Basis von OpenAi’s ChatGPT genau das schon umgesetzt ist. Wahlweise kann man das ganze aber auch mit einem amerikanischen Google Account und VPN auch schon live testen.
Was wird sich für SEO’s ändern?
Durch Google SGE rutschen die Links auf Webseiten noch weiter nach unten, d.h. der Suchende muss aktiv nach unten scrollen. Das klingt nicht nur schlecht, es ist auch schlecht. Allerdings bietet es auch ein neues Betätigungsfeld für den SEO-Verantwortlichen, er muss jetzt versuchen in der direkten Antwort von SGE als Quelle aufzutauchen. Doch das wird ihm in gewisser Weise bekannt vorkommen:
Alexander Rus von Evergreen Media, einer meiner Lieblings-SEO’s, bezeichnet das Ganze recht treffend als „Featured Snippet auf Steroide“. Das ist zwar mehr als alter Wein in neuen Schläuchen, es bestätigt aber auf der anderen Seite wieder einmal, dass die große Aufregung bei Ankündigungen von Google-Neuerungen oft zu heiß gekocht wird. Oder mit anderen Worten: Nein, SEO ist noch immer nicht tot!
Für Google SGE zu texten ist dem Texten für die Featured Snippets (aka. Google Position 0) zumindest sehr ähnlich. Informativ und gut verständlich hat Alexander Rus das alles hier auf Youtube und hier noch einmal in Form eines längeren Beitrags ausgearbeitet. Guck- und Leseempfehlung!
Drei Key-Learnings möchte ich dennoch auch hier noch einmal reproduzieren:
1. Zuerst die Antwort, dann die Erklärung
Google SGE will Antworten, also muss man eben auch Antworten liefern. Und zwar zu Beginn des Textes und möglich knackig, aber doch alle Fakten enthaltend, formuliert. Erst danach sollte die Herleitung, die Erklärung usw. folgen. Um ein Bild aus dem Video zu verwenden, der Schulaufsatz hat ausgedient. Statt „Einleitung – Hauptteil – Schluss“ heißt es „Schluss – Hauptteil“. Die Einleitung würde ich persönlich dann eher als Teaser auf der Webseite sehen und angepasst als die Meta-Description.
Ein zweites Bild wäre die umgedrehte Pyramide, die ich ein klein wenig modifiziert habe:
Die Schicht „Quelle“ wird im verlinkten Video nicht explizit erklärt, hat aber kurzgefasst natürlich damit zu tun, dass hier Seriosität und ein überprüfbarer Faktencheck weitere Vorteile für das SGE-Ranking demonstriert wird.
2. Informationsdarstellung und -strukturierung werden (noch) wichtiger
Ein zweiter wichtiger Punkt für das Schreiben von Content in SGE-Zeiten ist die Darstellung der Informationen in Textform. Damit sind zum Beispiel Vergleiche gemeint. Konkrete Beispiel wären etwa drei Softwarevarianten in einer dreispaltigen Aufzählung der wichtigsten Infos. Oder das Gegenüberstellen einer Liste von Vor- und Nachteilen einer Methode Nüsse zu knacken. Ich denke ihr wisst, was ich meine.
3. FAQ’s sind auch noch nicht tot
Als ChatGPT aufkam, sagten einige den Tod von FAQ’s voraus – und haben damit auch heute nicht ganz Unrecht. Denn dank ChatGPT konnte praktisch jeder innerhalb kurzer Zeit randvolle FAQ-Seiten zu diversen Themen erstellen, für die Experten sonst Tage gebraucht hätten. Das klingt zwar toll, aber wenn es jeder kann ist es für eine gute Platzierung nicht nur so gut wie wertlos.
Auf der anderen Seite bietet sich das Format wie kein anderes an, Fragen zu formulieren und Antworten zu geben. Wer also seine Antworten nicht sinnvoll, oder nicht komplett im laufenden Text unterbringen kann, für den ist eine kleine FAQ am Ende des Textes eine gute Ersatzmöglichkeit. Wobei man natürlich bedenken sollte, dass sie aber eben auch nur am Ende des Textes steht. Zumindest klassischerweise.
Beim Texten also alles wie immer?
Jein, tatsächlich muss nicht alles beim Texten für SGE neu erfunden werden. Wer bereits heute gute SEO-Texte schreibt, hat auch künftig den Hauptteil bereits hinter sich. Ein paar Neuerungen und geänderte Schwerpunktsetzung gibt es allerdings schon. Die größte Veränderung dürfte eher in der Vorarbeit liegen, weil quasi eine Fragenrecherche zur Keywordrecherche hinzukommt. (Wobei es allerdings natürlich bereits in der Vergangenheit sinnvoll war, herauszufinden welche Fragen die Suchenden sich stellten.)
Der größte Einschnitt dürfte – da stimme ich mit vielen SEOs überein – aber der sinkende Traffic sein. Für reine News- oder Blogseiten kann das mit Blick auf die Refinanzierung durch Werbung problematisch werden. Allerdings dürfte der gesunkene Traffic auch dadurch versüßt werden, dass diejenigen, die dennoch auf die Seite kommen, oft qualifiziertere Leads sind.
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