So könnte sich eine Zerschlagung von Google auf SEO auswirken

Wird Google zerschlagen? Möglicherweise, aber noch ist es nicht so weit. Es wird selten so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Doch die Luft für Google wird dünner. Kaum jemand glaubt noch, dass Alphabet – wie das Unternehmen offiziell heißt – kein Monopolist ist.

Die Ausgangslage für Google (Alphabet)

Ein US-Bundesgericht urteilte im August 2024, dass Google durch exklusive Verträge mit Firmen wie Apple seine Monopolstellung bei der Internetsuche illegal gefestigt hat. Beispielsweise zahlte Google 2022 an Apple 20 Milliarden Dollar, um die Standardsuchmaschine im Safari-Browser zu bleiben. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Google dadurch Konkurrenten wie Bing oder DuckDuckGo benachteiligte. Zudem wurde Google vorgeworfen, ein Monopol bei der Suchmaschinenwerbung zu haben und deshalb für Textanzeigen überhöhten Preise zu können. Ein weiterer Prozess zu Googles möglicher Monopolstellung bei Display-Anzeigen ist noch anhängig. Das Urteil wird im November 2024 erwartet – zeitgleich mit den US-Präsidentschaftswahlen, die die Lage möglicherweise noch einmal verändern könnten. Denn welche Auflagen Google erfüllen muss oder ob es zerschlagen wird, hängt von den Empfehlungen des Justizministeriums ab.

Mögliche Maßnahmen des US-Justizministeriums gegen Google

  1. Verbot von Exklusivverträgen: Google dürfte künftig keine exklusiven Vereinbarungen treffen, um zum Beispiel bei einem Browser die Standard-Suchmaschine zu werden.
  2. Datenweitergabe an Wettbewerber: Google könnte gezwungen werden, seine Daten an Konkurrenten wie Bing oder DuckDuckGo zu lizenzieren.
  3. Lizenzierung von Anzeigenfeeds: Google müsste seinen Anzeigenfeed an andere Suchmaschinen lizenzieren, um deren Monetarisierung zu unterstützen.
  4. Opting-Out von SERP-Funktionen: Website-Betreiber könnten sich von Googles Suchfunktionen oder -produkten abmelden.
  5. Mögliche Zerschlagung von Google: Es wird erwogen, Teile des Unternehmens zu verkaufen, wie etwa den Chrome-Browser oder das Android-Betriebssystem.

Besonders der Exklusivvertrag mit Apple stand im Fokus der Kritik. Googles Marktanteil in den USA ist zwar dominant, aber noch etwas niedriger als die über 95 % in Deutschland. Durch das in den USA weiter verbreitete Apple-Betriebssystem konnte Google jedoch seine Marktmacht deutlich ausbauen. Gleichzeitig kursieren Gerüchte, dass Apple an einer eigenen Suchmaschine arbeitet, die von einer gerichtlich erzwungenen Lizenzierung der Google-Daten profitieren könnte – ähnlich wie Bing oder DuckDuckGo.

Auch im Bereich der Suchmaschinenwerbung (SEA), der Cash-Cow von Alphabet, könnten Änderungen anstehen. Google könnte gezwungen werden, anderen Anbietern mehr Möglichkeiten zur Monetarisierung zu geben.

Interessant für Website-Betreiber ist Punkt 4: Das Opting-Out von SERP-Funktionen. Auch wenn der vollständige Ausschluss aus dem Suchmaschinenindex kaum erwünscht ist, könnte das gezielte Nicht-Indizieren bestimmter Bereiche einer Webseite für Betreiber attraktiv sein – insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Webinhalten für das Training großer KI-Modelle.

Schließlich steht auch eine mögliche Zerschlagung von Alphabet im Raum, vor allem die Abspaltung der Bereiche Chrome und Android. Der Browser Chrome dominiert das Web, während Android außerhalb der USA das führende Betriebssystem ist. Eine Abspaltung könnte jedoch deren Zukunft gefährden. Firefox, der unabhängige Browser, ist bereits auf Google-Spenden an seine Mutter-Organisation Mozilla angewiesen, während Browser wie Opera kaum bekannt sind. Edge (Microsoft) und Safari (Apple) hingegen werden von großen Konzernen unterstützt. Ein unabhängiges Chrome-Team wäre womöglich ebenfalls auf externe Unterstützung angewiesen. Android könnte hingegen fragmentiert werden, wenn Hersteller wie Samsung eigene Wege gehen. Dass das funktioniert, zeigen chinesische Smartphone-Hersteller, die kein Android mehr verwenden dürfen. Insgesamt könnte das würde letztlich den Verbrauchern schaden, da es zu Kompatibilitätsproblemen bei Smartphone-Wechseln führen könnte und nicht mehr jede App für jedes System verfügbar wäre.

Auswirkungen auf SEO

Die möglichen Maßnahmen gegen Google könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) haben. Sollte Google gezwungen werden, Daten an Wettbewerber zu lizenzieren, könnte dies zu einer breiteren Diversifizierung des Suchmaschinenmarktes führen. SEOs müssten dann verstärkt auf andere Suchmaschinen wie Bing oder DuckDuckGo optimieren. Für SEO-Strategien würde dies bedeuten, dass eine differenziertere Herangehensweise nötig wäre, um die Sichtbarkeit in verschiedenen Suchmaschinen zu maximieren. Zudem könnte die Zerschlagung von Alphabet Auswirkungen auf die Integration von Chrome- und Android-Daten in die Google-Suche haben, was zu einer Veränderung der Ranking-Faktoren führen könnte. Der Google Leak im Mai diesen Jahres1 hatte nicht nur deren Status als Ranking-Faktor belegt, sondern auch nahegelegt, dass sie wichtiger als andere sind. 

Defacto könnte sich aber für den SEO-Manager auch zeigen, dass die Abhängigkeit von Google Fluch und Segen zugleich war. Je nachdem wie der Anteil der Suchmaschinen-Konkurrenz steigt und wie sich die Optimierung für die einzelnen Suchmaschinen voneinander unterscheidet, könnte es kompliziert werden eine Seite für alle Suchmaschinen zu optimieren. So manche könnte sich dann an die gute alte Zeit erinnern, als man Bing & Co. einfach links liegen lassen konnte. 


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