Google beginnt in den USA mit dem umfassenden Roll-out des neuen Google AI Mode. Diese spannende Entwicklung bringt eine neue Ebene der Interaktion und Personalisierung in die Google-Suche, unterscheidet sich aber grundlegend von den bekannten Google AI Overviews, die wir in Deutschland bereits kennen.
Die beiden Google-Angebote im Vergleich:
Google AI Overviews (KI-Übersichten)
Diese Funktion liefert kurze, KI-generierte Zusammenfassungen von Suchergebnissen. Wenn man eine einfache Frage stellt, erscheinen diese Übersichten direkt oben in den Suchergebnissen, oft als Textabsatz, Liste oder Tabelle. Sie bieten schnelle Antworten und sparen Zeit. Dabei sind sie statisch und nicht interaktiv, basieren auf der allgemeinen Suchanfrage und den relevantesten Webseiten. Personalisierung findet hier nur sehr begrenzt statt, da die Ergebnisse aus dem offenen Web stammen und nicht auf persönliche Daten zugreifen.
Google AI Mode (KI-Modus)
Im Gegensatz dazu ist der Google AI Mode eine eigene, interaktive Sucherfahrung. Er wird in den USA aktuell flächendeckend ausgerollt und ist über Google Labs oder für Google One AI Premium-Abonnenten zugänglich. Hierbei handelt es sich nicht um eine bloße Zusammenfassung, sondern um einen echten, dialogorientierten KI-Begleiter. Nutzer können komplexe Fragen stellen, Vergleiche anstellen oder tiefere Recherchen anstoßen. Google AI Mode kann dabei auf persönliche Daten aus Gmail, Google Drive und anderen Google-Diensten zugreifen – sofern der Nutzer zustimmt. Außerdem werden dynamische Diagramme, Grafiken und sogar multimodale Eingaben unterstützt, um Fragen zu Bildern oder Videos zu beantworten.
Wie wirkt sich das auf SEO aus?
Wie sich das auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) oder auf die gesamte Content-Erstellung auswirkt, fasst mein Favorite-SEO Alexander Russ im folgenden Video wie immer sehr übersichtlich zusammen:
Die Kurzfassung lautet übrigens: Google’s AI Mode ist eine Revolution, aber wer vorher alles richtig gemacht hat, muss gar nicht so viel anders machen. Denn im Prinzip ist man mit der etablierten EEAT-Formel schon vorne mit dabei.
Spielt das den Big Playern in die Karten?
Insgesamt wird die Bedeutung von Marken und Experten auf ihrem Gebiet noch einmal zunehmen. Gerade beim Thema Marken kommt deshalb oft der Verdacht auf, dass die Gewinner ausschließlich die großen Marken sein könnten, von den in der konsumistischen Postmoderne jeder mindestens 20 Stück aufzählen könnte, selbst wenn man ihn um drei Uhr Morgens dafür aus dem Bett zerrt und mit dem Tod durch Katapultieren bedroht, sollte er nur 19 Stück aufsagen können. Für viele Bereiche sehe ich das tatsächlich auch so, aber ich glaube es gibt zahlreiche Nischen, in denen sich auch kleine Unternehmen relativ schnell als Autorität/Experte/Marke etablieren können. Zudem kommt ja noch hinzu, dass Google mit Sicherheit auch dem Faktor Lokalität/Regionalität ein gehöriges Gewicht einräumen dürfte.
Allerdings gilt auch dafür das Motto:

Meiner persönlichen Erfahrung mangelt es besonders kleinen und mittleren Unternehmen oft nicht am nötigen Expertenwissen, sondern eher an der Verbreitung des Wissens. Selbst bei mittelgroßen Unternehmen, die den Wert von Online-Marketing an sich zwar sehen, fehlt es am Willen die hauseigenen Experten für das Marketing mal frei zu machen. Das ist einer der Gründe, warum aus Amazon-Bewertungen zusammenkopierte Vergleiche – die ja auch Russ anspricht – nicht nur auf Vergleichsseiten, sondern auch in so manchem Unternehmensblog auftauchen. Dieser Taktik dürfte der neue AI Mode allerdings wohl tatsächlich den Gar aus machen.
Dinge wissen – und darüber reden
Und dabei genügt es nicht einmal mehr, sein Wissen nur auf der eigenen Seite zu teilen.
Tyron Lannister pflegte zu sagen: Das ist es, was ich tue. Ich trinke, und ich weiß Dinge.

Wer durch den Google AI Mode nicht digital zu den Akten gelegt werden will, sollte sagen: Ich weiß Dinge, und ich erzähle davon.
Das Zitat stammt aus einer der ersten Staffeln von „Game of Thrones“ und wenn ich mich recht erinner, befindet sich Tyron dabei an einem Lagerfeuer mit Soldaten der Wache an der Mauer. Kurz: er ist nicht daheim in seinem stillen Kämmerlein und er ist in Gesellschaft. Und genau das muss der Experte auch sein. Wissen und Markenbekanntheit verbreitet man auch bei Reddit, Youtube, Linkedin, Pinterest und wie sie alle heißen mögen – immer in der stillen Hoffnung, dass andere Wissen und Marke für so interessant halten, dass sie es weiterverbreiten.
Mehr noch als zuvor spielt also die Präsenz auch außerhalb der eigenen Webseite eine Rolle. Wer bei mehreren Quellen auftaucht, wird wohl um einiges wahrscheinlicher später auch als Quelle in der AI-Antwort aufgeführt werden.
Dabei gilt, je spezifischer man vorgeht, je exakter man die Nische adressiert, desto höher sind die Chancen auf Relevanz. Das klingt nach Brotkrümmeln, die man bestenfalls ergattern könnte, oder? Und so ist es auch. Aber Brotkrümmel sind mehr als man bekommt, versucht man als Sardine mit den Haien zu schwimmen. Wenn man Glück hat, sind die Haie so sehr damit beschäftigt auf die Orcas zu achten, dass sie die Sardine gar nicht sehen.
Mikrogewinne sind halt auch Gewinne
Bei United Ads spricht man hier schon von der Mikrooptimierung, die für die AI-Sichtbarkeit sorgen soll. Das bedeutet neben Expertenwissen in der Nische, gilt es auch die möglichen Nutzer möglichst genau aufzusplitten. Denn Googles KI hat das Ziel die Frage des Suchenden möglichst genau zu beantworten. Statt eines Kundenprofils, sollte man mehrere mit eigenen Inhalten bespielen. Ein Online-Shop für Kaffeemaschinenersatzteile bräuchte dann zum Beispiel Inhalte für Hobby-Reparateure, Gewerbekunden, technisch-unerfahrene Kunden, technische-erfahrene Kunden usw. usf. Funfact: Das war eigentlich schon immer eine gute Idee, um bei Google zu punkten.

Visits werden sinken, Conversionrates steigen
Manche Content-Produzenten mag Google’s AI Mode Angst machen. Wenn der User alles von Google beantwortet bekommt, war braucht es mich dann noch? Wer sich diese Frage stellt, stellt sie sich vielleicht sogar zu Recht. Denn anderen ist klar, dass Google natürlich auch in Zukunft neuen Content braucht. Denn Entwicklungen nehmen selten ein Ende und noch weniger gehen den Menschen die Fragen aus. Freilich wird der Verdrängungswettkampf und die Notwendigkeit von Qualität weiter steigen – siehe oben.
Dennoch werden selbst bei jenen, die gute Qualität liefern, die Besucherzahlen nach unten gehen. Ist das schlimm? Nun, die Zeiten in denen unteranderem ein Ex-Chef von mir mal von der absoluten Messbarkeit des Online-Marketing-Erfolgs schwärmen konnte, sind lange vorbei. (Sie waren es damals auch schon, aber da wusste das weder mein Chef, noch die Kunden, denen er das erzählte.) Besucherzahlen sind er angezeigte Richtungen. Am Ende zählt, was als Taler in der Kasse klingelt. So lange Google nicht das neue Amazon wird, sondern die User zum Kaufen immer noch in den Online-Shop schickt, von dem es glaubt, er sei der Beste für diese Suche, so lange ist zumindest für den E-Commerce noch nicht Schicht-im-Schacht. Und das gilt auch dann, wenn die angekündigten KI-Agenten einmal wirklich Menschen das Einkaufen abnehmen sollten.
„Die Metrik der Zukunft: AI Sichtbarkeit statt Klicks.“, Alex Sperber (United Ads)
Der Google AI Mode ist auch deshalb so wichtig für uns Marketer, weil sich dort kondensiert viel abspielen wird, was sonst lange Suchvorgänge, Überlegen usw. beim Kunden ausgelöst war. Wer aber jetzt von Google in einen Shop geschickt wird, weiß was er will und vor allem auch das er es will. In Fachkauderwelsch: Der Traffic sinkt, aber er wird qualifizierter und konvertiert damit deutlich besser.
Und wann startet der Google AI-Mode in Deutschland?
Wann Google auch in Deutschland den AI-Mode flächendeckend anbieten wird, weiß natürlich nur Google selbst. Allerdings dürfte man nach allen bisherigen Erfahrungen, gerade auch beim Ausspielen neuer KI-Features, nicht von einem Start in den nächsten Tagen rechnen. 😀 Realistisch würde ich persönlich einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten sehen, eher 8 bis 12.
Und das ist eine gute Nachricht für SEOs auf unserer Seite des Atlantiks. Denn so können sie
- beobachten, wie der Google AI-Mode in den USA funktioniert und wie erfolgreiche US-Kollegen sich hier gut positionieren. Und
- haben sie die Zeit die Erkenntnisse aus den USA schon vor dem Start des AI-Modes in Deutschland in ihre Projekte einfließen zu lassen.
letztes Update: 13.06.2025
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