In gewisser Weise ist Douglas Rushkoff’s Buch Survival of the Richest ein bisschen eine Mogelpackung. Zumindest nach dem Klapptext und der Einleitung glaubt der Leser noch, es gehe Rushkoff darum, zu zeigen das auch in Mark Zuckerberg ein kleiner Prepper steckt. Wenn der große Zusammenbruch kommt, retten sich die Reichen auf ihre Privatinseln usw. usf.
Dabei geht es Rushkoff bei Zuckerberg eher um dessen Napoleon-Komplex – das heißt eigentlich, um seine Leidenschaft für Augustus. Und der zeigt sich nicht nur darin, das er seine Töchter Maxima, August und Aurelia genannt hat.
Kurz zusammengefasst ist Survival of the Richest dann eben doch nur ein Buch über die bösen, bösen Tech-Milliardäre. Daran ist nicht viel falsch, es ist aber eben auch nicht besonders originell.
Da wäre die simple Wahrheit, dass es bei allem Silicon Valley-Gerede um „die Probleme der Menschen lösen“ am Ende darum geht Geld zu verdienen. So what, wer das immer noch nicht verstanden hat, dem ist 2025 auch nicht mehr zu helfen. Und natürlich hat Rushkoff damit recht, dass in den ganzen goldenen Visionen der Tech-Milliardäre der einfache Arbeiter nicht vorkommt. Und ja, das ist eine Illusion.
„The illusion here is that the technology is doing all the work.“
Ein anderer Gedanke ist zumindest nicht so weit verbreitet, der Missbrauch von Wissenschaft der herrschenden Klasse. Er demonstriert es an einem der Wissenschaftler schlechthin. Evolutionsbiologe Richard Dawkins und stellt fest:
„He couldn’t acknowledge that his own commitment to scientism is based on something passional – something more like faith in an empiricist universe.“
Auch das ist richtig. Richtig ist allerdings nicht die Herleitung aus der Geschichte, die Rushkoff anschließt. Darin wiederholt er lediglich die Falschwahrheiten linke Intellektueller über den Fall Galileo Galilei und den Hexenwahn. Aber Rushkoff ist ja auch Medientheoretiker, kein Historiker – dem rollen sich bei seinem Quark über Kirche und Hexenwahn nur die Zehennägel hoch. Man stellt sich unweigerlich die Frage, ob eine Idee richtig sein kann, wenn die Herleitung so falsch ist. Wahrscheinlich schon, denn seine These, dass die Wissenschaftsgläubigkeit und ihre Abwertung der Moral als unwissenschaftlich, hat er schon damit belegt, das Dawkins sich auch in Jeffrey Epsteins „Lolita-Express“ zu Tagungen fliegen ließ.
Das alles schwächt sein Buch und macht es am Ende zu einem belanglosen Werk.Wenn es natürlich auch einen Hinweise gibt, wie der Titel zustande kam. Survival of the Richest statt Charles Darwin’s „Survival of the Fittest“. Interessant ist dabei vielleicht nur noch, dass die herrschende Klasse Darwin genauso wenig verstanden hat, wie der Faschismus sich auf das Überlebensrecht des Stärkeren berief. Tatsächlich behauptete Darwin ja nicht, dass der Stärkere überlebt – oder besser seine Gene weitergibt – sondern derjenige, der sich am besten an die sich immer wieder ändernden Gegebenheiten anpasst. Allerdings scheint auch Rushkoff das nicht verstanden zu haben, zumindest erwähnt er die Missinterpretation nicht. Er ist eben auch kein Evolutionsbiologe. Und wohl auch kein besonders guter Autor.
Passend dazu ist der einzige wirklich originelle Gedanke nicht von Rushkoff selbst, sondern er zitiert aus dem Klassiker Media Lab von Stewart Brand. Dieser stellte die in der Szene auf wenig Gegenliebe stoßende These auf, das Algorithmen für ihre Macher die sie umsorgende Mutter abbilden soll, ebenso wie die Freundin. Brand bringt es mit diesem Satz auf den Punkt:
„Our machines have to welcome us inside them.“
Diese These mag man teilen oder nicht – mir persönlich erscheint sie durchaus schlüssig – aber sie hat zumindest Pfeffer. Das ist etwas, was man in Douglas Rushkoff’s Buch sonst vergebens sucht.
Bildquelle: KI geniert
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