Buchkritik: „Die Kunst über Geld nachzudenken“

In seinem letzten Buch trat André Kostolany an, die Ehre der Spekulanten zu retten.

Ich habe gerade spekuliert, also mit Aktien. In meinem Depot befindet sich jetzt ein paar Aktien des US-Unternehmens Altimmune? Warum? Weil bei Altimmune gerade die Entwicklung eines Medikaments gegen Fettleibigkeit in eine entscheidende Phase geht – und die Papiere recht günstig sind. Ich bin also ein Spekulant. Auch wenn zumindest der Teil, dass zu viele Menschen Übergewicht haben, keine Spekulation ist, sondern auch auf eigener Erfahrung basiert.

Das Wort „Spekulant“ hatte in den wenigsten Epochen einen guten Klang, heute ist er wohl schlechter als je. Dabei gab es einmal einen Spekulanten, um den sich alle gerissen haben. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den Werbespot einer Autofirma, in der der Ratschlag fiel, doch in Aluminium zu investieren – oder vielleicht an einem seiner Auftritte in der Harald Schmid Show.

André Kostolany, der Grandseigneur der Börse, erfolgreicher Spekulant und feinsinniger Intellektueller.

Vor ein paar Tagen habe ich zu einer Neuauflage seines letzten Buches gegriffen, „Die Kunst, über Geld nachzudenken“, das 2000 erstmals erschien – posthum.

André Kostolany starb 1999.

Das Buch kommt dem, was man über das Leben von Kostolany so weiß, recht nahe. Es ist voller zeitlosem Wissen über die Börse, ohne jedoch einen speziellen Aktientipp zu enthalten. Damit hielt er sich immer zurück. Wahrscheinlich weil er zu gut über das Auf und Ab der Börse Bescheid wusste. Reich ist er geworden, weil er mit seinen Spekulationen 51 Mal richtig lag, und eben nur 49 Mal falsch. Klingt wenig spektakulär, war aber eben doch ertragreich.

Aber Butter bei den Fischen, was kann man aus einem fast 23 Jahre altem Buch über die Börse noch lernen? Die Antwort: Alles

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der ins Aktiengeschäft einsteigen will. Es ist Pflichtlektüre, ehe man seinem ersten Anlageberater gegenüber sitzt oder eine der zahlreichen Finanzzeitschriften durchblättert. Man wird beidem dann mit einer gesunden und notwendigen Skepsis gegenübersitzen. Der Neuling wird beispielsweise im Hinterkopf haben, dass der Anlageberater auf Provisionsbasis arbeitet, also nur beim Kauf oder Verkauf selbst Geld verdient. Wie groß wird wohl das Interesse des Beraters sein, ein Papier zu verkaufen, das über Jahre hinaus gut performt und Dividende bringt? Und der Neuling wird wissen, dass die heißen Tipps in den Magazinen im besten Fall die heißen Tipps von gestern waren.

Zugegeben, dass macht das Auffinden der guten Aktien nicht einfacher, aber Kostolany gibt seinem Leser auch heute noch die Chance aus Fehlern zu lernen, die man nicht unbedingt selbst gemacht haben muss. Das spart sicher den ein oder anderen Euro.

Ganz nebenbei hat Kostolany in seinem letzten Buch noch einmal seine besten Anekdoten aufgeschrieben, für die seine Kolumne im Magazin Capital so beliebt war. Manch einer mag das Magazin vielleicht nur deshalb gekauft haben.

Insgesamt ist „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ ein amüsantes und lehrreiches Buch. Selbst wenn man im Anschluss nicht gleich seine erste Aktie kaufen möchte.


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